Auf Reisen steh ich total auf Bananen. Machen satt, schmecken süß, Gesundheitsfaktor auch ok, gibts auf jedem Bahnhof für nicht teuer. Meine nächste große Anschaffung, Indianer-Ehrenwort, wird einer dieser sexy banana carrier – ja, das ist eine Tupperdose, aber dafür ganz in Gelb, und in Bananenform gebogen.
Ich trug also auf meiner nächsten Zugreise während eines längeren Aufenthalts meine sorgsam abgezählten sechzig Cent zur nächsten Xormas-Filiale und stellte mich dort in die Schlange.
Und dann: Es sei doch Dezember! Da hätten Bananen ja nun sowas von keine Saison. Mitleidig schüttelten sie den Kopf über mich und boten mir einen Apfel an stattdessen, regional, bio, fair gehandelt (Letzteres konnte gar nicht stimmen).
Bananenlos zog ich davon und erstand als trostlose Alternative bei einem dünnen, bleichen Bäcker ein kleines, weißes, billiges Brötchen, das meine Abscheu spürte und sich aus Rache Sekunden nachdem ich damit fertig war in meinem Magen zu einem zähen Klumpen formte.
Als lebender Billig-Brötchen-carrier setzte ich meine Reise fort, mühsam um meinen geblähten Bauch herum gebogen.
Mein Sitznachbar las laut raschelnd zunächst in einer Zeitschrift, und nach einer halben Stunde packte er seinen Proviant aus.
„Was essen Sie da?“ fragte ich.
„Oh, Bananen, wie immer, “ so seine leutselige Antwort, „bei mir gehts auf Reisen einfach nicht ohne. Gesund, süß, machen satt. Meine Frau will mir demnächst so einen banana carrier kaufen, das sind bessere Tupperdosen natürlich, aber in Gelb, und in Bananenform gebogen. Wollen Sie übrigens auch eine, ich hab heute zwei dabei.“
„Danke, zu liebenswürdig“, murmelte ich, „aber ist gerade Saison für Bananen, ich weiß gar nicht recht…und ich esse ja auch nur…was fair gehandelt ist…bio…regional…Sie verstehen.“
Er aß seine beiden Bananen dann alleine auf und sah mich von Zeit zu Zeit seltsam von der Seite an.
Bücherflocke 