Leckere Auslage in Londons nobler neighborhood.
Übersicht, reihenweise, Sunday's choice

Sunday’s choice

Die nächste 80-Stunden-Woche dräut. Gegen den bitteren Alltag verteilt Sunday’s choice ausgewählte Pralinen aus dem Bücherregal an hungrige Leserherzen.

Ishmael aus „Moby Dick“ („Ihr könnt mich Ishael nennen“) fährt präventiv zur See, wenn ihn die nächste Welle tiefen Unbehagens an der Welt zu überrollen droht – heute würde man wahrscheinlich von seinen Depressionen reden. Ich wehre meine Tiefs derzeit ab, indem ich über Japan lese.

Wieso ausgerechnet Japan? Keine Ahnung.

Einfach so aus dem Bauch heraus. Mir scheint das irgendwie ein tolles Land zu sein.

Mit Staunen und Zittern. Der Prix Goncourt ging an Amélie Nothomb, wilde belgische Hummel, für diese messerscharfe Analyse der zerstörerischen Hierarchien in einem japanischen Unternehmen, wo es gilt, den Vorgesetzten „mit Staunen und Zittern“ gegenüberzutreten, wie einst die Krieger vor ihrem Shogun. Die Ich-Erzählerin fängt voller Enthusiasmus in der Firma Yamamoto an, und endet als … nun ja.

Herr Nakano und die Frauen. Eine Handvoll Sonderlinge tummelt sich im Antiquitätenladen von Herrn Nakano, einem Aussteiger in bester 68er-Tradition („Ich bin mit Janis Joplin aufgewachsen, verstehst du?“), und von der jungen Erzählerin vom stillen Gehilfen bis zur künstlerisch ehrgeizigen Schwester Nakanos versuchen alle auf ihre Weise, durchzukommen und ihren Weg zu finden. Anarchischer Humor bei melancholischer Grundstimmung.

Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß. Eine stille Liebesgeschichte um zwei zurückhaltende, skeptische Charaktere, eine junge Frau und einen um viele Jahre älteren Mann. Beide machen sich gerade in Liebesdingen keine großen Illusionen mehr. Und beide merken, dass sich ihre, gelinde gesagt, ungewöhnliche Freundschaft, mit den regelmäßigen Treffen in der immer gleichen Kneipe, wo der Wirt Satoru seine leckeren Häppchen serviert, wo man sich betrinken und große Reden schwingen und ungehobelten Gästen die Proleten-Ohrringe klauen kann, in tiefe Liebe wandelt. Aber damit umgehen, darauf reagieren – das ist nicht leicht …

Außerdem:

Das Japan-Kochbuch. Ich oute mich hiermit als Kochbuch-Fan. Kochbücher sind toll. Nicht, dass ich andauernd kochen würde (im Gegenteil). Aber Kochbücher einfach nur zu lesen, ist schon ein tolles Hobby. Der Beweis: Dieses wunderschön gestaltete Japan-Kochbuch mit Illustrationen im Stil alter japanischer Holzschnitte mit Manga-Touch.

 

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