Übersicht

Was in dieser Woche dringend passieren sollte

Es sollte sich vor unserer Tür ein riesiger Strauß aus ganz überirdisch bunten Blumen befinden und ein zugehöriges Kärtchen mit Goldrand dies erläutern wie folgt: „Hiermit schenke ich Ihnen und Ihrem verehrten Ehemann eine Woche Extra-Zeit in einem flauschigen Hotel Ihrer Wahl, denn Liebe braucht Zeit, freundliche Grüße, Ihr Meister Hora.“

Es sollte ganz viel und noch mehr regnen, weil nämlich sich die oberen Bodenschichten deutschlandweit wohl inzwischen wieder regeneriert haben, aber die unteren, tieferen, eigentlichen Bodenschichten eben noch nicht, oder so irgendwie.

Es sollte ein Café in unserem Dörfchen aufmachen, das (noch) junge Kaffeetrinkerinnen mit Kind, also mich, als Zielgruppe begreifen und folglich ein Ambiente bieten würde ganz ohne Spielautomat, Après-Ski-Gewummer und die übliche Stamm-Säufer-Klientel, vielsagend in meine Richtung zwinkernd aus dem verrauchten Kneipen-Zwielicht.

Es sollte H. gesund werden und bleiben, nach all der Zeit.

Es sollte am Dienstag, 3. November, by God –

Ja, das alles sollte in dieser Woche dringend passieren.

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Meine schüchternen Wünsche

Wir wollen ja alle auch ganz konkrete Sachen.

Mein Mann möchte japanischen Whisky, mal endlich eine teure Gitarre statt dem Wimmerholz aus der Vorschule, und ein Pamazon-Trime-Abo.
Meine kleine Tochter möchte die Schnallen meiner Schlappen abschlecken, an meiner Brille kauen und eine gut gefüllte Brust in Saughöhe.
Ich selber will meine Zitronenverbene umtopfen und einen japanischen Kimono und ein cooles Café als Arbeitsplatz, wo ich dann meinen Laptop aufklappe und Kaffee trinke und Texte schreibe.
Verbene: kriege ich hin. Kimono: schwieriger, gibt’s hier nirgends, höchstens mal Secondhand in grotesken Übergrößen.

Aber ach, das Café als Arbeitsplatz. Weiterlesen „Meine schüchternen Wünsche“

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Kaffee-Häppchen

Wenn ich in einem Café ein Heißgetränk bestelle, Kaffee oder Espresso oder heiße Schokolade, nur keinen Tee, niemals Tee!, dann spekuliere ich ja in Wahrheit auf den kleinen, süßen Zusatz-Happen, den sie mir vielleicht, vielleicht gratis auf die Untertasse tun. Viele Cafés machen das ja gar nicht. Aber wenn es mal eins tut, bin ich da Stammkundin ab sofort.

Kleine, feine Plätzchen mit Zitronen-Geschmack; Eis-Moritze wie ganz früher; zwei Marshmallows, eins weiß, eins rosa – das waren bisher die Leckereien meines Herzens. Oder ein herrlich klebriger, asymmetrischer Klumpen Vanilla Fudge. Oder diese Stange Brösel-Schokolade von Cadbury’s, damals in England, als es so schrecklich regnete und mir die Schlaghosen an den Knöcheln klebten.

Wann ich wohl wieder auf diese Insel komme?

Wahrscheinlich erst dann, wenn die Grenzkontrollen da derart fies sind, Warteschlangen, hechelnde Hunde, Visa und Stempel, dass ich englischen Boden erst betrete, wenn ich alt und verwachsen bin und alle Ärzte mir den Kaffee längst verboten haben.

Aber die Marshmallows dazu, die werd ich dann ja noch essen können.