Übersicht, Texte

Kaffee-Häppchen

Wenn ich in einem Café ein Heißgetränk bestelle, Kaffee oder Espresso oder heiße Schokolade, nur keinen Tee, niemals Tee!, dann spekuliere ich ja in Wahrheit auf den kleinen, süßen Zusatz-Happen, den sie mir vielleicht, vielleicht gratis auf die Untertasse tun. Viele Cafés machen das ja gar nicht. Aber wenn es mal eins tut, bin ich da Stammkundin ab sofort.

Kleine, feine Plätzchen mit Zitronen-Geschmack; Eis-Moritze wie ganz früher; zwei Marshmallows, eins weiß, eins rosa – das waren bisher die Leckereien meines Herzens. Oder ein herrlich klebriger, asymmetrischer Klumpen Vanilla Fudge. Oder diese Stange Brösel-Schokolade von Cadbury’s, damals in England, als es so schrecklich regnete und mir die Schlaghosen an den Knöcheln klebten.

Wann ich wohl wieder auf diese Insel komme?

Wahrscheinlich erst dann, wenn die Grenzkontrollen da derart fies sind, Warteschlangen, hechelnde Hunde, Visa und Stempel, dass ich englischen Boden erst betrete, wenn ich alt und verwachsen bin und alle Ärzte mir den Kaffee längst verboten haben.

Aber die Marshmallows dazu, die werd ich dann ja noch essen können.

 

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Übersicht, englisch, erzählend

Ian McEwan: Sweet Tooth

Der Spionage-Roman „Sweet Tooth“ nimmt die Aktivitäten des MI5 im England der 1970er-Jahre in den Blick und zerlegt die ganze Institution mitsamt ihren eifrigen Agenten genüsslich in ihre kleingeistigen, feigen, frauenfeindlichen Einzelteile.
Leider geht es McEwan aber nicht nur um die Entzauberung von Geheimdienst-Klischees. Er hat noch ein anderes, oder besser, eigentliches, Thema, wie in seinem zu Recht gefeierten Roman „Atonement“ auch: Die Wirkungsmacht der Literatur.

Und genau auf dieser, sagen wir, Meta-Ebene gewinnen stereotype Muster – Mann als ordnende Kraft, Frau als naive Streberin – doch wieder die Oberhand. Das ist schade, interessiert doch „Sweet Tooth“ gerade deshalb, weil der Roman zunächst regelrecht feministisch daherkommt. Weiterlesen „Ian McEwan: Sweet Tooth“

Übersicht, erzählend

Nick Hornby: Miss Blackpool

Ach, Hornby. Mit „Miss Blackpool“ hat er sich irgendwie vergaloppiert.
Am Plot liegt es nicht: Gewohnt charmant, gewohnt britisch. Der Autor nimmt sich nämlich das fröhlichste aller englischen Phänomene vor, die „Swinging Sixties“. Weiterlesen „Nick Hornby: Miss Blackpool“

Mehr Bücher
Übersicht, erzählend

Nobelpreis Goes To …

… Kazuo Ishiguro!
Also ich finds gut.
„Was vom Tage übrigblieb“, zugegeben, mag ich nicht. Aber ein heißer Tipp auch von meiner Seite ist „Alles, was wir geben mussten“. Das Grausen, das sich da auf leisen Pfoten anschleicht; dieser schiefe Winkel, man ahnt, etwas stimmt nicht mit dieser vordergründig so netten und konventionellen Internatsgeschichte. Aber was nur, was?
Zwei Tage habe ich zu essen und zu schlafen vergessen, weil es wichtiger war, herauszufinden, wie dieser Roman ausgeht.

In Sachen Nobelpreis ist „lesen statt schlafen“ aber vielleicht kein allzu belastbares Kriterium. Weiterlesen „Nobelpreis Goes To …“

englisch, Junge Leser

Celia Rees: Pirates!

An einem trüben Regentag sticht im Hafen von Bristol ein Dreimaster in See. Trüb wie das Wetter sieht es auch für die junge Nancy an Bord des Seglers aus: Nach dem Tod des Vaters schickt man sie ins ferne Jamaica, wo die Familie Ländereien besitzt, einer ungewissen Zukunft entgegen. Ob sie William, ihre wahre Liebe, je wiedersehen wird? Weiterlesen „Celia Rees: Pirates!“

englisch, erzählend

Ian McEwan: Atonement

Ein heißer Sommertag im England des Jahres 1935. In der stattlichen Villa der Familie Tallis, im weitläufigen Park scheinen die bedrohlichen Entwicklungen in Nazi-Deutschland und der bevorstehende Krieg weit weg zu sein.
Die älteste Tallis-Tochter, Cecilia, vertreibt sich die Zeit mit vagen Zukunftsplänen und damit, dem gutaussehenden Robbie, ihrem Spielgefährten aus Kindertagen, aus dem Weg zu gehen.
Ihre kleine Schwester Briony, fest entschlossen, später einmal Schriftstellerin zu werden, nimmt derweil auf der Suche nach erzählenswerten Inhalten ihre Umgebung genau unter die Lupe – ohne dabei aber alt genug zu sein, aus zufälligen Beobachtungen die richtigen Schlüsse zu ziehen. Was, zum Beispiel, hat es nur zu bedeuten, dass Robbie und Cecilia in letzter Zeit so ganz anders als gewohnt miteinander umgehen? Was tun die beiden draußen am Brunnen, wieso nur zieht Cecilia sich, vor den Augen von Robbie, plötzlich die Kleider aus und steigt, fast nackt!, ins Wasser?!

In der schwülen Nacht, die auf den ungewöhnlich heißen Tag folgt, wird etwas Schlimmes geschehen. Alle werden sich, gemeinsam mit der Polizei, um Aufklärung bemühen und für jeden Hinweis dankbar sein – die große Stunde von Briony, die der Versuchung nicht widerstehen kann, den Erwachsenen ihre ganz eigene, für die gerade erst begonnene Liebesgeschichte von Robbie und Cecilia katastrophale Version der Ereignisse zu präsentieren … Weiterlesen „Ian McEwan: Atonement“

erzählend, Lieblingsbücher

Joan Aiken: Schattengäste

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Ein Alptraum für den gerade 13 Jahre alten Cosmo, der mit seiner Familie im australischen Outback lebt: Seine Mutter und sein Bruder sind bei einem Unfall ums Leben gekommen. Der Vater plant den Neuanfang in England, der alten Heimat der Familie, und schickt Cosmo zuerst auf die Reise.

Ein schrecklicher Verlust, ein neues Land, eine neue Schule, bis zur Ankunft des Vaters bei einer erwachsenen Cousine wohnen, die Cosmo noch nie gesehen hat: Geht es noch schlimmer?

Immerhin erweist sich die kluge, einfühlsame Cousine Eunice als ein Glücksfall, und in ihrem verwunschenen Haus, einem alten Mühlengebäude in einem abgelegenen Tal, fühlt sich Cosmo auf Anhieb wohl.

Doch Cosmos Gegenwart in der Mühle scheint alte Geister wieder zum Leben zu erwecken … Weiterlesen „Joan Aiken: Schattengäste“