Der Spionage-Roman „Sweet Tooth“ nimmt die Aktivitäten des MI5 im England der 1970er-Jahre in den Blick und zerlegt die ganze Institution mitsamt ihren eifrigen Agenten genüsslich in ihre kleingeistigen, feigen, frauenfeindlichen Einzelteile.
Leider geht es McEwan aber nicht nur um die Entzauberung von Geheimdienst-Klischees. Er hat noch ein anderes, oder besser, eigentliches, Thema, wie in seinem zu Recht gefeierten Roman „Atonement“ auch: Die Wirkungsmacht der Literatur.
Und genau auf dieser, sagen wir, Meta-Ebene gewinnen stereotype Muster – Mann als ordnende Kraft, Frau als naive Streberin – doch wieder die Oberhand. Das ist schade, interessiert doch „Sweet Tooth“ gerade deshalb, weil der Roman zunächst regelrecht feministisch daherkommt. Weiterlesen „Ian McEwan: Sweet Tooth“