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Bücherflocke: Best Of

Bands machen das ja eigentlich, so Best-Of-Alben. Ich schau mir das jetzt ab und mache es einfach auch. Fünfmal Flocke at her best. Aus Flockensicht.

Bananen spielen hier eine Schlüsselrolle.

Introvertiert einen Kaffee trinken wollen ist hier Thema.

Eine Rezension einer wunderschönen Graphic Novel.

Der Versuch, an mehr Lifestyle zu kommen.

Fliegende Teppiche wagen sich nachts alleine raus.

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Was in der nächsten Woche dringend passieren sollte

Es sollte jemand die Öffnungszeiten der Post in unserem kleinen Dörfchen dahingehend manipulieren, dass Pakete-Abholen in einem realistischen Zeitfenster, also ohne Übernachtung unter freiem Himmel in unmittelbarer Filialennähe, stattfinden kann.

Es sollte die kleine Flocke nicht mehr gegen 24 Uhr hellwach sein und mir diverse Kuscheltiere mit der Bitte um einen umfassenden gesundheitlichen Plüschtier-Check-Up ins Gesicht drücken.

Es sollte Air Iceland mir einen Gutschein für einen Hin- und Rückflug nach Island schenken.

Es sollte S. sich auf eine dreimonatige Europa-Tour auf den Weg machen, unterwegs mit Straßenmusik sein Geld verdienen und voller Tattoos und mit vielen Geschichten und coolen Kumpelz im Gepäck gestärkt und voller Ruhe wieder zurückkehren.

Es sollte der Krieg –

Es sollte das Klima –

Es sollte – dear God.

Ja, das alles sollte dringend in der nächsten Woche passieren.

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Was in der nächsten Woche dringend passieren sollte

Es sollte in Hollywood ein Film-Archiv-Praktikant mindestens zehn bisher unveröffentlichte Filme mit einem jungen Denzel Washington in der coolen Hauptrolle entdecken, und diese sollten dann umgehend auf Fletnix verfügbar sein (und der Film-Archiv-Praktikant sollte dafür eine Million geschenkt kriegen und seine eigene Filmschule aufmachen dürfen).

Es sollte sich ein Paar Cowboy-Stiefel in griffigem Büffelleder vor der Tür befinden, und die zugehörige Notiz auf rauhem, nach der würzigen Prärie duftendem Papier läse sich so: „Für Ihren Mann, Ma’am.“

Es sollte ein freundlicher Schreiner mit einer Handvoll professioneller Schreiner-Freunde bei uns aufschlagen und im Wohnzimmer kostenfrei den klebrigen Plastik-Boden durch warme, wunderbare Dielen aus nachhaltigem Super-Holz aus klimaneutralen Förstereien ersetzen.

Es sollte die nächsten Tage weiterhin so viel regnen, dass mein Unterbewusstsein beschwichtigt genug wäre, um mir keine oder zumindest weniger Alpträume von einem vertrockneten, von Wasser-Kriegen demontierten Europa zu bescheren.

Ja, das alles sollte dringend in der nächsten Woche passieren.

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Was bis Weihnachten dringend passieren sollte

Es ist der zweite Advent, ich bin mit 50 Prozent an einem Weihnachtsgeschenk beteiligt und habe eine Idee für ein zweites. Fehlen noch acht.

Es sollten sich diese acht Geschenke möglichst bald, wunderbar verpackt, vor meiner Haustür befinden.

Außerdem sollten bis Weihnachten die braun angelaufenen Schneematsch-Häufen am Straßenrand abgelöst werden durch richtigen Schnee, im Sinne von tief, im Sinne von geschlossene Schneedecke, von romantisch, heiße Schokolade und Iglus-und/oder-Schneemänner-im-Garten-bauen.

Es sollte sich außerdem ein genau 1,5 Grad kalter Brief im Briefkasten finden, und dieser Brief sollte folgendes formulieren: „Habe gerade ein Entschleunigungsseminar besucht, das mir viel gegeben hat, werde jetzt ‚Die Entdeckung der Langsamkeit‘ lesen, Ihnen alles Gute, der Klimawandel“.

Es sollte der Weihnachtsmann bei uns vorbeikommen und die Kleine in seinem Schlitten schlafen und jedes Rentier kraulen lassen, und mein Mann und ich würden solange gemütlich Sushi essen gehen.

Es sollte Jesus von Nazareth persönlich – ach, besser nicht.

Ja, das alles sollte bis Weihnachten dringend passieren.

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Was in dieser Woche dringend passieren sollte

Es sollte sich vor unserer Tür ein riesiger Strauß aus ganz überirdisch bunten Blumen befinden und ein zugehöriges Kärtchen mit Goldrand dies erläutern wie folgt: „Hiermit schenke ich Ihnen und Ihrem verehrten Ehemann eine Woche Extra-Zeit in einem flauschigen Hotel Ihrer Wahl, denn Liebe braucht Zeit, freundliche Grüße, Ihr Meister Hora.“

Es sollte ganz viel und noch mehr regnen, weil nämlich sich die oberen Bodenschichten deutschlandweit wohl inzwischen wieder regeneriert haben, aber die unteren, tieferen, eigentlichen Bodenschichten eben noch nicht, oder so irgendwie.

Es sollte ein Café in unserem Dörfchen aufmachen, das (noch) junge Kaffeetrinkerinnen mit Kind, also mich, als Zielgruppe begreifen und folglich ein Ambiente bieten würde ganz ohne Spielautomat, Après-Ski-Gewummer und die übliche Stamm-Säufer-Klientel, vielsagend in meine Richtung zwinkernd aus dem verrauchten Kneipen-Zwielicht.

Es sollte H. gesund werden und bleiben, nach all der Zeit.

Es sollte am Dienstag, 3. November, by God –

Ja, das alles sollte in dieser Woche dringend passieren.

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Was in dieser Woche dringend passieren sollte

Es sollte der Uluru, aka Ayers Rock, einen roten, schweren, staubigen Felsbrocken an den Regierungssitz von Australien schicken, und die amtierende Regierung würde tief erschrecken, eine Nacht hindurch meditieren, dann alles begreifen und im Zuge einer totalen Kehrtwende jede folgende Amtshandlung an Schutz und Pflege der sensiblen, einzigartigen australischen Flora und Fauna ausrichten. Weiterlesen „Was in dieser Woche dringend passieren sollte“

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Was in dieser Woche dringend passieren sollte

Es sollte am späten Nachmittag eine Fee vor meiner Haustür schweben, blau glitzernd, freundlich lächelnd, und rufen: „Ich wiege ab heute ihr drei Monate altes Baby jeden Abend in den Schlaf mit meinem speziellen Superzauber, und ich will dafür kein Geld!“

Es sollte sich zu dieser Fee der Weihnachtsmann gesellen und sagen: „Wussten Sie schon, dass ich im Sommer als Gärtner tätig bin aus steuerlichen Gründen? Lassen Sie mich Ihren Garten in Ordnung bringen, Rosen pflanzen und die kränkelnde Clematis hinten links auf Ihrer Terrasse ordentlich aufpäppeln!“

Es sollte sich das perfekte lange, blaue, raschelnde Sommerkleid in einem Gratis-Paket vor meiner Tür befinden und mich bei der zu erwartenden Über-Hitze erlösen von Cargo-Hosen in dämlichem Skinny-Schnitt und zu engen, zu kurzen und in der Schwüle eh nur klebrigen Tops.

Es sollte jemand für mich einen Kuchen backen und mir die Schüssel anschließend zum Ausschlecken überlassen (Ich ziehe einfachen Rührteig vor, gerne mit einem Hauch Zitrone, nicht zuviel Zucker).

Es sollte in Zukunft einfach nicht mehr so heiß und der Klimawandel gestoppt und überall der Krieg beendet werden, und niemand sollte mehr im Mittelmeer …

Ja, all dass sollte dringend noch in dieser Woche passieren.

 

 

 

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Ein Wort zum Freitag

Kennt hier jemand den Western „High Noon“, Gary Cooper, Grace Kelly, Katie Durado, aus den 1950er-Jahren? Ein kleines Städtchen im Wilden Westen, ein tapferer Sheriff (Cooper), der sich einer Handvoll Banditen stellt, die ihn erklärtermaßen umbringen wollen. Er ist ganz allein, weil alle Freunde und ehemaligen Weggefährten zu feige sind, zusammen mit ihm den Straßenkampf zu wagen. Der frühere Sheriff, sein väterlicher Freund und Mentor, auch nicht bereit zu helfen, kommentiert das mit den müden Worten, dass den Leuten so viel halt einfach nicht liege an Recht, Gesetz, Verpflichtung und Verantwortung: „Vielleicht weil es ihnen in tiefstem Innern doch egal ist. Es ist ihnen einfach egal.“

Die schöne junge Ehefrau des tapferen Sheriffs (Kelly) lässt ihn auch im Stich, weil sie Quäkerin, also radikale Pazifistin, ist, und das Töten ablehnt. Beim Warten auf den nächsten Zug raus aus der Stadt trifft sie dann die Ex ihres Mannes (Durado), eine, Schock, Saloon-Besitzerin, das war zur Drehzeit schon irgendwie das Gleiche wie Prostituierte. Die stolze Ex kann das ganze Quäker-Ding zwar grundsätzlich verstehen. Aber irgendwann geht es dann doch mit ihr durch: „Ich begreife Sie nicht. Wenn ich an Ihrer Stelle wäre – ich würde eine Waffe nehmen und mich neben meinen Mann stellen.“

Ich finde, was sie da sagt, ist durchaus übertragbar auf die Lage momentan, vergessen wir die Waffe, und zwar auf jene tapferen Aktionen „Fridays for Future“, denen ich so verzweifelt Erfolg wünsche, dass allein schon deshalb etwas in ihrem Sinne passieren müsste, außer internationaler Aufmerksamkeit.

Man könnte sie zu denen sagen, die nach einem tätigen Berufsleben jetzt gleichgültig auf der Veranda sitzen und es den Jungen überlassen, das Städtchen zu retten, in das schon von allen Seiten die Desperados einbrechen.

Zeit hätten sie, die Wirkung von alt und jung gemeinsam müsste ihnen doch klar sein, ihre Stimme würde zählen – liebe Seniorinnen und Senioren, ich begreife euch nicht.

Wäre ich an eurer Stelle, ich ließe meinen SUV/Nordic-Walking-Stick/Rollator stehen und würde mich neben meine Enkelinnen und Enkel stellen.