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Shaun Tan: Ein neues Land

Die Geschichte ist einfach: In einem armen Land lebt eine kleine Familie, Vater, Mutter, Kind. Der Vater hat sich entschieden, in die Fremde zu ziehen, um dort Geld zu verdienen. Wir sehen, wie er am letzten Morgen zu Hause ein Familienfoto von der Wand nimmt, es sorgsam in Papier einschlägt, es zuoberst in den abgeschabten Koffer legt.

Dann der Abschied von Frau und Tochter, die lange Fahrt übers Meer in einem riesigen, Titanic-ähnlichen Auswandererschiff.
Im neuen Land gilt es langwierige Einreise-Formalitäten zu überstehen, medizinische Untersuchungen, Formulare, Stempel. Einmal aufgenommen, steht die mühsame Suche nach einer Bleibe an, und nach Arbeit. Zum Glück gibt es noch andere Emigranten, die den Neuankömmling willkommen heißen, ihm weiterhelfen, nach seiner Geschichte fragen und ihre eigenen erzählen. Nach einem Jahr Arbeit kann er endlich Frau und Kind zu sich holen. Das letzte Bild zeigt seine fröhliche kleine Tochter, ganz offensichtlich integriert in der neuen Heimat, wie sie eifrig einer jungen Fremden, die verloren neben ihrem Koffer steht, den Weg weist. Eine Migrationsgeschichte, an deren Ende die gelungene Integration steht. Also alles gut?

Ja und nein.

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Junge Leser, Lieblingsbücher

Sandra Boynton: Schokolade – eine verzehrende Leidenschaft

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Was könnte wohl diesem Phänomen Schokolade, so überflüssig wie unwiderstehlich, besser gerecht werden als eine durch und durch alberne, sinnlose Sachbuch-Persiflage? Folgerichtig enthält Boyntons Buch von der Entstehung der Milchschokolade über Kakao-Produktion im Eigenbau bis zum Schogetten-Poker alles – nur keine ernstzunehmende Information.

Ihr Geheimnis: Boynton tut so, als wäre es ernstzunehmende Information; als habe sie das seriöse Standardwerk schlechthin verfasst. Um welchen Blödsinn es auch immer gehen mag („Die Physiologie und Psychologie der Schokophilie“), Boynton wahrt eisern ihr Pokerface, wie nur die besten Komiker das können: Was lacht ihr denn? Ich meine es tief, tief ernst!
Und tief, tief ernst meinen es auch all jene Elefanten, Nilpferde, Katzen, Hasen, Giraffen und Truthähne, wie sie da, hinreißend von Boynton selbst gezeichnet, als Schoko-Abhängige, unglückselige Hobby-Köche, entrückte Philosophen („Woher wissen wir, dass Schokolade ist?“) oder menschenfeindliche Ersatzschokolade-Konsumenten die Seiten bevölkern –  und uns arme, von etlichen Lachanfällen schon ganz zittrige Leser endgültig aus der Fassung bringen.

Schokolade – eine verzehrende Leidenschaft: Seriöse Fakten? Wo gibt’s denn sowas. Höchste Zeit für weniger Lerneffekt, mehr Schokolade – mehr Sandra Boynton.

Sandra Boynton: Schokolade. Eine verzehrende Leidenschaft.
109 Seiten.
ISBN: 3770115228
DuMont.